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Aktuelles

Hand auf Herz: Bist du in der Gewerkschaft?

Bei der Landeskonferenz der AfA Hamburg am 3.6. entwickelte sich unter dem eigentlichen Tagesordnungspunkt Wahlen zum Landesvorstand eine Diskussion zu einem Thema, das gar nicht explizit vorgesehen war. Es ging um die Frage „Bist du in der Gewerkschaft?“ an die kandidierenden Genossinnen und Genossen. Gleich mehrere Kandidierende verneinten diese Frage.

Arbeitswelt im Wandel

Nun wird wohl niemand mehr die Erzählung von - Eintritt in eine Lehre, Eintritt in die Gewerkschaft und dann auch in die SPD- erwarten, wie es bis in die 50er, 60er Jahre üblich war. Das ist auch deshalb nicht mehr möglich, weil Dank der Bildungspolitik der SPD heute deutlich mehr Menschen nach der Schule an einer Hochschule für ein Studium landen und ein Eintritt in eine Gewerkschaft sich nicht aufdrängt.

Gewerkschaftseintritt während des Studiums

Im Gegenteil, man musste schon selbst aktiv werden, um als studierender Mensch in eine Gewerkschaft aufgenommen zu werden, so zumindest habe ich es in meiner Studienzeit in den 70er/80er Jahren erlebt.

Fehlende gewerkschaftliche Strukturen in modernen Arbeitsmodellen

Möglicherweise fördern Selbstüberschätzung und der Zeitgeist der Selbstoptimierung die Annahme über genügend Verhandlungskraft und - kompetenzen zu verfügen. Der Bedarf an gewerkschaftlicher Vertretung erscheint dann entbehrlich. Zudem enthält die Lebenswirklichkeit für zahlreiche Arbeitnehmer:innen weder Betriebsrat noch gewerkschaftliche Strukturen.

Wenn für uns als Arbeitsgemeinschaft für Arbeit Genossinnen und Genossen, die nicht Mitglied in einer Gewerkschaft sind, nicht als wählbar erscheinen, blenden wir einen wachsenden Anteil der heutigen Arbeitswelt aus.

Nur 43 Prozent der Beschäftigten haben Arbeitnehmervertretung

Betrachten wir mal das Beispiel Start-ups und Agenturen: Hier gelten Obstkörbe, Yoga im Büro oder Tischtennisplatten als Benefit, nicht aber ein Betriebsrat. In den meisten Fällen wird man dann wohl auch nicht auf gewerkschaftliche Strukturen treffen und lernt die eine Kollegin die in einer Gewerkschaft ist, erst beim Betriebsausflug im privaten Gespräch kennen.

Laut dem Statistischen Bundesamt wurden 2013 lediglich 43% der Beschäftigten durch Arbeitnehmervertretungen repräsentiert. Viele arbeitende Menschen bekommen nie einen Betriebsrat zu Gesicht.

Demokratie und Gewerkschaften gehören zusammen

Ich glaube an die Kraft der Gemeinschaft, an das „Gemeinsam sind wir stark“. Ich finde Sozialdemokratie und Gewerkschaften gehören eng zusammen. Mitglied in einer Gewerkschaft zu sein ist gelebte Demokratie, die wir auch verteidigen müssen.

Wie stehst du zur Mitgliedschaft in der Gewerkschaft?

Liebe Leser:innen, wie seht ihr das?

Wie beantwortest du die Frage nach der Gewerkschaft?

Schreibt uns zu dieser wichtigen Frage.

Wir freuen uns auf eine lebhafte Diskussion.

FAQ: Mitgliedschaft in der Gewerkschaft

Was bringt mir eine Mitgliedschaft in der Gewerkschaft?
Eine Gewerkschaft vertritt deine Interessen gegenüber dem Arbeitgeber, unterstützt dich bei rechtlichen Fragen und kämpft für faire Löhne und Arbeitsbedingungen.

Kann ich auch als Student:in in eine Gewerkschaft eintreten?
Ja, viele Gewerkschaften bieten spezielle Mitgliedschaften und Beiträge für Studierende an – oft mit Zugang zu Beratungsangeboten und Netzwerken.

Warum sind so wenige junge Menschen in der Gewerkschaft?
Oft fehlen Kontaktpunkte im Studium oder im modernen Arbeitsumfeld. Zudem herrscht ein Zeitgeist des Individualismus, der gemeinschaftliche Organisationen als weniger relevant erscheinen lässt.

13.11.2014 | Beschäftigungspolitik

Arbeitsplätze für null Euro - sollst das wirklich geben?

In unserer Arbeitsgruppensitzung am 10.10.2014 haben wir uns mit der Reform der Arbeitsförderung befasst, die für 2015 geplant ist. Dabei wollten wir insbesondere Möglichkeiten ansprechen, wie arbeitsmarktferne Personen besser als bisher erfolgreich in den Arbeitsmarkt integriert werden können und was sich hinter den Null-Euro-Jobs verbirgt. Dazu hatten wir den Jan Pörksen, Staatsrat der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration, eingeladen.

Dieser stellte zunächst klar, dass weder Politik noch Verwaltung jemals von Null-Euro-Jobs gesprochen hätten, sondern dieses ausschließlich eine Erfindung der Presse sei. Auch ergab sich aus der Diskussion, dass es sich es sich bei der neuen Maßnahme "Perspektive Beruf-Plus" um keine Jobs handelt, sondern ähnlich wie bei einer dualen Ausbildung um eine Qualifizierungsmaßnahme. Die Maßnahme ist auf Basis des § 45 SGB III konzipiert und soll über das Regionale Einkaufszentrum der Arbeitsagentur ausgeschrieben werden. Dabei soll der Bildungsanteil mindestens 51 % betragen.

Ziel der Maßnahme ist die Verbesserung der bildungsmäßigen Voraussetzungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, um sie im Anschluss in weitergehende Qualifizierungsangebote zu vermitteln oder direkt in Ausbildung oder Beschäftigung zu führen. Immerhin verfügen immer noch fast die Hälfte aller Langzeitarbeitslosen über keine abgeschlossene Berufsausbildung (46,5%).

Die AfA-Eimsbüttel geht davon aus, dass allenfalls langfristige Konzepte mit unterstützenden Qualifizierungsmaßnahmen Chancen für eine erfolgreiche Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt bieten. Ob das angedachte Projekt erfolgreich sein wird, hängt nach unserer Einschätzung aber entscheidend davon ab, ob die Arbeitgeber Arbeitsplätze für arbeitsmarkferne Personen bereitstellen. Bisher war das Gegenteil der Fall. Nicht zuletzt die Weigerung der Arbeitgeber insbesondere ältere Arbeitnehmer, Arbeitnehmer mit Migrationshintergrund und Langzeitarbeitslose einen Arbeitsplatz zu bieten, hat dazu geführt, dass es heute Menschen gibt, die keine Chancen mehr haben, jemals wieder auf den ersten Arbeitsmarkt arbeiten zu können. Da diese Menschen schuldlos an ihrer Situation sind, muss es auch Aufgabe unserer Gesellschaft sein, sinnvolle Sozialarbeitsplätze zu schaffen.